Donnerstag, 1. Dezember 2016

[Rezension] Fremd - Ursula Poznanski und Arno Strobel

[Rezension] Fremd - Ursula Poznanski und Arno Strobel



Titel: Fremd 
Autor: Ursula Poznanski und Arno Strobel
Seitenzahl: 400
Verlag: Loewe
ISBN-10: 3805250843
ISBN-13: 978-3805250849
Erscheinung Erstausgabe: 30.10.2015
Genre: Thriller




Inhalt:

Joanna freut sich auf einen gemütlichen Abend, als plötzlich ein wildfremder Mann in ihrem Haus steht, der behauptet ihr Verlobter zu sein. Allerdings findet sie nirgendwo im Haus dafür Hinweise, dass sie dort nicht allein lebt.
Erik kommt nach Hause und freut sich darauf nach einem anstrengenden Tag seine Verlobte wieder zu sehen. Doch Joanna erkennt ihn nicht, hat Todesangst weil sie ihn für einen Einbrecher hält und will ihn aus dem gemeinsamen Haus werfen.
Wer sagt die Wahrheit? Oder wer hat eventuell den Bezug zur Realität verloren? Und haben beide genug Vertrauen in den anderen, um ihm dessen Behauptungen zu glauben?


Cover und Gestaltung:

Das Cover zeigt vorne das Gesicht einer Frau und hinten das Gesicht eines Mannes. Es ist in Dunkel gehalten und somit passend zu einem Thriller und einer verstörenden Ausgangssituation wie in diesem Buch. Aber es ist jetzt nichts besonders einfallsreiches. Den Titel "Fremd" finde ich aber in mehrerlei Hinsicht gut gewählt, wie man nach dem Ende des Buches feststellen wird.


Meine Meinung:

Die Grundidee des Buches ist der Hammer: Was würdest du tun, wenn plötzlich ein Fremder mitten in deinem Haus steht und felsenfest behauptet dein Verlobter zu sein?Oder andersherum: Was würdest du tun, wenn du nach Hause kommst und dich deine Verlobte nicht mehr erkennt und sich nichts mehr von deinen Sachen in eurem gemeinsamen Haus finden lässt? Genau mit diesem Ausgangsszenario beginnt das Buch und dementsprechend packend war der Anfang. 
Auch wenn ich zunächst etwas skeptisch gegenüber der Erzählweise war, die kapitelweise immer zwischen der Ich-Perspektive von Joanna und Erik wechselt. So hat man schnell mitbekommen, dass wirklich beide an das glauben, was sie dem anderen erzählen. Somit hat der Leser natürlich schon einen Wissensvorsprung, da er in beide Köpf blicken kann und die Protagonisten können jeweils nicht wissen, ob sie dem glauben können, was ihnen der jeweilig andere erzählt. Ich denke sehr interessant wäre die Idee auch mit einem Erzähler in der 3. Person geworden, so dass auch der Leser nicht weiß, wem von den beiden er vertrauen soll, aber vermutlich wäre dabei eine ganz andere Geschichte entstanden.

Dennoch war der Anfang des Buches genial und funktionierte auch so perfekt. Denn man konnte sich trotz dieses Wissensvorsprungs nicht erklären, was da gespielt wird, wie das sein kann, dass beide felsenfest an ihre Variante glauben und wer von den beiden eventuell den Bezug zur Realität verloren hat. Es ist anfangs ein perfektes Buch um mitzurätseln und es werden auch verschiedene Fährten auch auf Außenstehende gelegt, die ich hin und wieder in Verdacht hatte. 
Die mysteriösen Dinge die im Weiteren geschehen werden immer unerklärlicher. Der Leser versucht eine halbwegs plausible Erklärung für alles zu finden, was zumindest mir nicht gelang und so fragte ich mich bei der Hälfte des Buches, wie um alles in der Welt man das denn auflösen will. Aber es war dennoch die perfekte erste Hälfte eines Thrillers: so spannend, dass ich in einen regelrechten Sog beim Lesen verfiel, eine verstörende Thematik und ein geschicktes Verwirrspiel zwischen Angst und Selbstzweifeln.

Dann nahm das Buch eine Wendung, weg von den beiden Privatpersonen Joanna und Erik, die auf etwas von viel größerem Ausmaß hindeutete. Ab diesem Punkt konnte ich dann langsam erahnen, wohin die Geschichte geht, so dass der Spannungsbogen etwas abnahm. Insgesamt hat mir der erste Teil, als sich fast alles Kammerspiel mäßig zwischen Joanna und Erik abgespielt hat viel besser gefallen, als diese riesigen Dimensionen die das Ganze dann annahm. Es wird zum Schluss zwar alles schlüssig aufgelöst und meine Fragen alle beantwortet, dennoch war ich nicht ganz zufrieden mit dem Ende, da das Motiv eher dürftig war bzw. der Aufwand der betrieben wurde in keiner Relation zu diesem steht.

Beide Autoren haben sich die Erzählperspektiven aufgeteilt. So wurde Joannas Sicht von Ursula Poznanski geschrieben und Eriks Perspektive von Arno Strobel. Sehr gut gefallen hat mir, wie gut die Perspektiven ineinander gegriffen haben. Nur die ersten beiden Kapitel beinhalten die selbe Szene aus beiden Perspektiven, was am Anfang völlig ok war, damit der Leser sieht, dass beide felsenfest von ihrer Variante überzeugt sind. Im gesamten folgenden Buch schließen die Kapitel handlungsmäßig immer aneinander an und es wird dann nahtlos von einer in die andere Perspektive gegriffen.

Durch die wechselnde Ich-Perspektive konnte man die Gefühle und das Innenleben der beiden auch noch intensiver miterleben, was besonders in der ersten Hälfte sehr interessant war. Außerdem machte sie die Protagonisten beide authentisch und glaubwürdig, so dass es unmöglich zu entscheiden ist, wer denn nun die Wahrheit sagt. Charakterlich war mir Erik die ganze Zeit etwas näher. Joanna macht es sich trotz ihrer Angst und Selbstzweifel mit ihrer Paranoia lange sehr schwer.


Fazit:

"Fremd" ist ein spannender Thriller mit einer ungemein packenden Ausgangssitation und einer genialen ersten Hälfte. Die Wendung in der Mitte des Buches, weg vom Kammerspiel artigen zwischen den beiden Protagonisten, hin zu größeren Dimensionen war dann, wenn auch schlüssig erklärt leider nicht mehr so ganz meins. 
Dennoch kann ich das Buch als spannenden, verstörenden Thriller mit einem tollen Verwirrspiel zu Beginn nur weiterempfehlen und freue mich nun auch bald das zweite Buch dieses Autoren-Duos zu lesen.




   Originalität     

   Umsetzung      

    Schreibstil      

     Charaktere     

        Tempo         

          Tiefe         

        Lesespaß      





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